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Bindweide mine, Steinebach

Das Siegerland ist bekannt für seine über 2000 Jahre alte

Bergbautratition. Das begehrte Eisenerz stand stets im Mittelpunkt unseres Interesse.

Es bescherte uns Wohlstand und Arbeit für viele Generationen. Seit 1965 stehen die letzten Fördertürme still. Das laute Geräusch der Fördermaschinen sollte für immer verstummen.

Die überflüssigen Betriebsgebäude wurden bis auf die Grundmauer abgerissen.

Nichts sollte mehr so sein wie es war. Ein reges Treiben um das wertvolle Eisen nahm seinen schicksalhaften Lauf. Das Siegerländer Eisenerz war nicht mehr gefragt. Die Konkurrenz aus Schweden konnte das Erz in Deutschland billiger anbieten als die einheimischen Grubenbetriebe es fördern konnten. Das Todesurteil für die heimische Eisenerzindustrie. Heute erinnern nur noch wenige Überbleibsel an den damals so bedeutenden Bergbau. Die alten Halden mussten aus Kostengründen für den Wege- oder Straßenbau herhalten. Andere wiederum wurden überbaut.

Die Natur tat ihr übriges. Diese Umstände machen es den Mineraliensammlern nicht gerade leicht ihrem Hobby nachzugehen. Alte Grubenkarten mußten mit aktuellen Wander- oder Straßenkarten abgeglichen werden, damit eine genaue Lokalität zu ermitteln war. Dabei gelang und gelingt es den Sammlern immer wieder neue und zum Teil interessante Mineralfundstellen ausfindig zu machen.

Eine davon ist die Grube Grüne Aue bei Schutzbach. Sie liegt etwa 15 km SW von Siegen und ist dem “Bindweider-Schutzbacher Gangzug” zu zuordnen. Diese Gangzone liegt etwa auf den mittleren bzw. oberen Siegener Schichten. Der Grubenbetrieb war bis zur Stilllegung im Jahr 1912 auf die Förderung von Spat- und Brauneisenstein ausgerichtet. Die Erzgänge besaßen Mächtigkeiten von bis zu 4 Metern. Kupfer- und Nickelerze die damals einen höheren Gewinn erzielten, traten hier nur als Nebenprodukte auf. Um 1876 beschreibt Prof. Laspeyres in seinen Arbeiten ausführlich ein neues Nickelsulfidmineral von der Grube Grüne Au. Er gab ihm den Namen “Polydymit “.

Es kristallisiert im oktaederischen Habitus und seine Farbe ist Zinnweiss mit einem starken Metallglanz. Die Größe der meisten Individuen beträgt lediglich bis zu 1 mm, in Ausnahmefällen werden sie aber auch bis 10 mm groß. In der Paragenese mit Polydymit kommen als typische Begleiter die Minerale Chalkopyrit, Pyrit, Sphalerit, Bismuthinit und Millerit vor.

Dabei werden die Polydymite manchmal, optisch höchst reizvoll, von nadeligen,

Mückeit Grube Grüne Au_Schutzbach 4 mm Thomas Raber 19-25-29 Reinhardt Mineralienfotografi
Miners in front of the conveyor tunnel of the Bindweide mine. Photo and copyright LWL media center for Westphalia.
Mückeit Grube Grüne Au_Schutzbach BB 3,9 mm Rainer Baade 20-31-39 Reinhardt Mineralienfoto
Mückeit zusammen mit Millerit und Polydymit. Grube Grüne Au, Schutzbach. Bildbreite: 3,9 mm.
Sammlung: Rainer Baade, Wermelskirchen.

hochglänzenden Milleritkristallen aufgespießt. Die Grube Grüne Au stellt für Polydymit die Typlokalität dar. Zwischen Schutzbach und Kausen befindet sich am Gipfel des Berges…….. ein großer Basaltgang. In seiner unmittelbaren Nähe verläuft auch der Erzgang der Grube Grüne Au.

Eine Besonderheit die im Siegerland nur ganz selten vorkommt ( z.B. Grube Wolf, bei Herdorf ).

Diese besonderen Umstände waren ausschlaggebend dafür, dass ca. 70 Jahre später, Sammler über 100 neue Mineralien finden und beschreiben konnten ( Schnorrer u. Latsch u.a. ).

Mineralien wie z.B. Rutil, Anatas, Brookit, Fayalit Hedenbergit und Leucit, um nur einige davon zu nennen, entstanden durch den Kontakt des Erzganges mit dem Basaltgang. In den 80 er Jahren des letzten Jahrhundert gelang dem einheimischen Sammler Herman Latsch ein einmaliger Fund.

Er fand einen Sideritbrocken, der durchsetzt war von höchst seltenen Nickelmineralien.

Nicht alle dieser ungewöhnlichen Paragenese waren rein optisch einwandfrei zu bestimmen. Weiterreichende, röntgenografische Untersuchungen waren notwendig. Dies wurden freundlicher Weise von Dr. Günter Schnorrer aus Göttingen durchgeführt und erbrachten völlig überraschend Lapeit, ein hochseltenes Nickelmineral. Von seinem Aussehen und seiner Zusammensetzung her war das Material von der Grube Grüne Au mit dem vom Lapie-River aus Kanada identisch.

Weitergehende qualitative und quantitative Messungen ergaben aber, dass einige der untersuchten Kristalle statt Antimon, Wismut enthielten, so das kein Lapieit mehr vorlag. Es handelte sich also um ein neues bisher unbekanntes Mineral welches im Jahre 1990 anerkannt wurde und den Namen “Mückeit” erhielt. Eine weitere Typlokalität für diese Grube! Die Namensgebung des Minerals Mückeit erfolgte zu Ehren von Prof. Dr. Arno Mücke, Göttingen, für seine Verdienste auf dem Gebiet der speziellen Mineralogie und der Auflichtmikroskopie. Mückeit und Lapieit sind rein optisch nicht voneinander zu unterscheiden. Genauere Untersuchungen für eine einwandfreie Identifizierung unverzichtbar. Der Mückeit selbst entsteht durch die orientierte Verdrängung von primärem Lapieit.

Er bildet graumetallische, glänzende, tafelige und langgestreckte Kristalle bis max. 5 mm länge.

Sehr schön sind auch die typischen Streifungen und Riffelungen auf den Kristalloberflächen zu erkennen. Millerit, Polydymit, ged. Wismuth, Aikinit und Lapieit sind die typischen Begleiter des Mückeit. In seiner Umgebung findet sich Bismuthinit meist in einem stark korrodiertem Zustand.

Dies ist ein guter Hinweis auf das Vorkommen von Mückeit. Bis heute sind keine weiteren Fundstellen dieses äußerst selten Kupfer- Nickel-Wismuth Minerals bekannt geworden. Die Grube Grüne Au bleibt also bis auf Weiteres der einmalige Fundort für ein einmaliges, höchst seltenes Mineral.

Man darf gespannt sein, welche unbekannten Schätze das Siegerland in Zukunft noch für uns Sammler bereithält, warten wir es ab.

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